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Nikon D800E - das Pixelmonster


Nachdem mich bereits die NEX-7 von der Qualität der aktuellen Sony Sensor-Generation überzeugte, legte nun die mutmaßlich ebenfalls mit einem Sony Sensor bestückte Nikon D800/D800E im Vollformat-Bereich nochmals eine Schippe drauf. Sie erreicht mit 36,3 MP und einem Dynamik-Umfang von 14,4 Blenden (gemäß DxOMark Sensor Scores) bereits Leistungsdaten, die bislang Mittelformat-Kameras mit einem vielfach höheren Preissschild vorbehalten waren. Allein das ist schon Grund genug, sich die D800E genauer anzuschauen.

Update: Siehe Ende des Artikels!

Warum die D800E?

Nikon liefert sein neues Pixelmonster in zwei Varianten aus. Die D800E unterscheidet sich von der D800 lediglich dadurch, dass ihr Sensor nicht mit einem Tiefpass-(Anti-Aliasing-)Filter bestückt ist. Der Hersteller weist allerdings daraufhin, dass die damit noch erzielte leichte Erhöhung der Pixelschärfe und Lichtempfindlichkeit, unter gewissen Umständen mit der Bildung von Moiré in feinen Texturen einhergehen kann. In der Praxis berichten die bereits mit dieser Kamera beglückten Nutzer allerdings, dass sie bislang selbst mutwillig diesen Effekt kaum herbeiführen konnten. Sofern Moiré doch einmal auftreten sollte, lässt es sich mit einigen darauf spezialisierten Werkzeugen (z.B. ab Lightroom 4 / Adobe Camera Raw 7) mit relativ geringem Aufwand entfernen, wie z.B. dieser Bericht zeigt. Wer also wirklich das Maximum an feinsten Details auch für sehr große Ausdrucke oder stark beschnittene Crops herausholen möchte, der wird vermutlich bereit sein, den Mehrpreis zu investieren.

Dieser 1:1 Ausschnitt aus dem Titelbild dieses Beitrags zeigt bereits anschaulich, wie hoch die Auflösungsreserven dieser Kamera sind:


(100% Crop aus dem Titelbild, aufgenommen mit dem AF-S Nikkor 50mm 1:1,4 bei F5.6 an der D800E)

Wahl der Objektive

Die nächste Frage, die man sich i.d.R. stellt, nachdem man sich zur Kaufentscheidung durchgerungen hat, ist die Frage nach den "passenden" Objektiven. Eine Kamera mit einem derart anspruchsvollen Sensor stellt die Qualität der verwendeten Linsen auf eine harte Probe. Diese Feststellung machen seit einigen Jahren auch schon die Besitzer von MicroFourThirds- und NEX-Systemkameras, deren aktuelle Sensorgeneration hochgerechnet auf die Fläche eines Vollformat-Sensors bereits mehr als 60 MP auflösen und an denen viele "Altgläser" früherer Analogfilm-Kamerasysteme in mehrfacher Hinsicht nicht mehr den Anforderungen moderner Digital-Sensoren gewachsen sind, wie auch in diesem Beitrag zu sehen ist.

Ob die derzeit angebotenen Zoom-Objektive über den gesamten Zoombereich und bei Offenblende eine genügend hohe Auflösung bieten, wird derzeit von vielen in Frage gestellt. Da ich ohnehin eine Vorliebe für lichtstarke Festbrennweiten hege, entschied ich mich deshalb zu folgendem "Starter-Pack":


V.l.n.r: AF-S Nikkor 24mm 1:1,4 G ED, AF-S Nikkor 85mm 1:1,8 G (2012er Modell) an der D800 E, AF-S Nikkor 50mm 1:1,4 G


Die technischen Daten und Vorzüge der Kamera sind allerorts beschrieben, insofern sollen hier nur die wichtigsten Eigenschaften hervorgehoben werden:


  • 36,3 MP Sensor mit 14 Bit A/D-Wandler und extrem hohen Dynamikumfang in robustem, spritzwassergeschütztem Magnesiumlegierungs-Gehäuse (10% leichter, als die D700)
  • 91.000 Pixel-RGB-Sensor für Belichtungsmessung einschließlich Motiverkennung (z.B. Gesichter) auch im optischen Sucherbetrieb
  • 51 Aufofokus Messfelder (Phasen AF), Motivverfolgung bei 3D-Tracking
  • 30 - 1/8000s Belichtungszeit, i-TTL Blitzsteuerung, 1/250 Blitz-Synchronzeit und Highspeed-Sync.
  • Sendefähige FullHD (1080p) Video- und HiFi-Audio-Aufzeichnung (24p, 25p und 30p)
  • Live-View-Ausgabe mit unkomprimierten HDMI-Signal auch auf externem Monitor (FullHD leider nur mit 1080i60)
  • Zeitraffer-Aufnahmen u.v.m.

Die folgenden Bildbeispiele verhelfen zu einem ersten Eindruck:

Panorama-Aufnahmen mit dem Nikkor 24mm 1:1,4 G ED (F5.6; Anklicken für andere Größen):




Portraits mit dem AF-S Nikkor 85mm 1:1,8 bei Offenblende (Anklicken für andere Größen):


("St. Pauli Nachtwächter")


(Olivia Jones)

Mit dem Nikkor AF-S 85mm F1.8 G bei F11:


(Anklicken für andere Größen)

DYNAMIK!

Den enormen Dynamik-Umfang des Sensors, der bei DxOMark derzeit mit 14,4 Blenden die Spitze markiert, veranschaulicht folgendes Bild. Es handelt sich nicht um ein HDR im herkömmlichen Sinne, bei dem aus mehreren Einzelbildern mit unterschiedlichen Belichtungsstufen am Ende ein Bild errechnet wird, sondern das HDR wurde aus nur einem einzigen RAW abgeleitet:


(Single-RAW HDR, Anklicken für andere Größen)

Hier zum Vergleich das zugehörige Original-Kamera-JPEG:


Die Möglichkeit, Schattenbereiche sehr detailreich, differenziert und ohne nennenswertes Rauschen hochzuziehen, ist beeindruckend.

High-ISO

Die Kamera ist trotz ihrer hohen Auflösung auch in hohen ISO Bereichen gut einsetzbar. Bei Aufnahmen bis 1600 ISO bleiben die Farben, Kontraste und Details in voller Auflösung noch sehr gut erhalten und das Rauschen kontrollierbar. Beispiel:


(ISO 1600, Anklicken für andere Größen)

Auch bei ISO 6400 gelingen noch sehr saubere Aufnahmen für Prints in mittleren Größen.

Einige - vielleicht subjektiv empfundene - Nachteile sollen nicht unerwähnt bleiben:

  • Das Display ist leider nicht klappbar
  • Der Liveview-Modus rauscht bei Nachtaufnahmen in 100% Vergrößerung erheblich, was das präzise fokussieren erschwert. Die individuelle Einmessung des Weißabgleichs gelingt in einigen Kamera-Betriebsarten (z.B. im Liveview) nicht.

Update 05.01.2013:

Wer ein wenig Recherche im Internet zu Fokussier-Problemen der D800 / D800E betreibt, wird inzwischen auf eine Vielzahl von Artikeln in Blogs und Forenbeiträgen stoßen, die sich damit auseinandersetzen. Mein Exemplar war, wie wohl auch ein gewisser Prozentsatz anderer D800(E) zunächst von dem "linken AF-Feld Problem" betroffen, bei dem das AF-Feld auf der linken Seite gegenüber dem mittleren größere Abweichungen zeigte, als das auf der rechten Seite. Gemeinhin scheint sich inzwischen die Ansicht durchzusetzen, dass dieses Problem durch eine Überprüfung und ggf. Nachjustierung in einem Service Point erkennbar und behebbar ist. Wer aufgrund auffälig hohem Ausschuss die Vermutung hat, dass seine Kamera davon betroffen ist und zunächst selbst testen möchte, sollte bei einer Überprüfung sicherstellen, dass mit Targets gearbeitet wird, die auch den Einschränkungen eines Liniensensors gerecht werden, siehe z.B. hier: http://www.bythom.com/D800autofocus.htm. Außerdem sollte bei den Tests mit einer möglichst flackerfreien Lichtquelle gearbeitet werden - vorzugsweise mit dem Licht, das man auch in der Praxis häufig zum Einstellen nutzt.